Bei vielen Airshow-Besuchen (z.B. in La Ferte) erntete immer wieder die alte "Tante Ju" in ihrem Wellblechkleid viel Beifall, die auf Grund ihrer gutmütigen Langsamflugeigenschaften regelrecht in der Luft zu stehen schien. So reifte der Entschluss, einmal mit diesem geschichtsträchtigen Flugzeug zu fliegen, zumal die in der Schweiz ansässigen Ju-Air noch 4 Maschinen aktiv betreibt.
Doch leider waren wir nicht die Einzigen mit dieser Idee. Während andere Oldies, wie z.B. die DC-3 teils Auslastungs-Probleme haben, waren die Flüge der Ju-52 bereits zu Jahresanfang komplett ausgebucht und wir kamen auf die Warteliste für eine mehrtägige Flugreise von Dübendorf über die Alpen nach Locarno, einem Boots-Trip auf den Lugano-See inkl. Besuch der italienischen Seite und Rückflug nach Dübendorf.
Nach einiger Zeit kam der erhoffte Anruf, über frei werdende Plätze. Also fanden wir uns im Airforce Center in Dübendorf ein und wurden von dem recht familiären und hastfreien Umgang beim Check-In überrascht. Im Flugzeug hatten wir mehr als reichlich Platz. Jeder Fluggast hat sein eigenes grosses Fenster. Nach dem Start folgte die nächste Überraschung. Während sonst der Pilotenbereich absolut tabu ist, wurde es hier gern gesehen, wenn sich die Gäste im Cockpit umschauten und die Aussicht nach vorn genossen.
Der Flug nach Lugano hatte es allerdings in sich. Das Wetter war nicht berauschend und vom Süden her drängte sich eine Schlechtwetterfront gegen die Alpen. Da die Ju-52 auf Grund ihrer recht geringen Gipfelhöhe die Alpen nicht überfliegen kann, muss sich die Maschine zwischen den Bergen über einen Pass zwängen. Nachdem vier Pässe komplett durch Regenwolken regelrecht verbaut waren, hing alles vom 5. und letztmöglichen Pass ab. Nach einigen Anläufen an denen wir scheinbar schon an den Felsen kratzten und die Maschine fast auf der Stelle wendete, hatte wir schliesslich Glück und "rutschten" über den Pass und landenten schliesslich im regnerischen Locarno. Auf dem Weg nach Lugano hatten wir ein gemeinsamen Essen, das viel Zeit für einen Erfahrungsaustausch mit den Piloten und der Stewardess zulies. Die Piloten und die Flubbegleitung sind meist bei der Swiss angestellt und fliegen die alten Ju's voller Stolz ehrenamtlich.
Nach der Hotel-Übernachtung im Zentrum von Lugano stand eine morgentliche Bootstour auf dem Lugano-See auf dem Plan, der auf einem Wochenmarkt auf der italienischen Seite endete. Nach dem geminsamen Mittagessen ging es wieder nach Locarno zum Rückflug nach Dübendorf. Der Flug erfolgte ohne Probleme, wenngleich die Maschine recht gut durchgeschüttelt wurde. Am Abend landeten wir wohlbehalten in Dübendorf und konnten noch zwei Schwestermaschinen betrachten. Die vielen positiven Eindrücke der letzten beiden Tage verdauten wir gemeinsam in einer Kaffeerunde mit den Piloten im Museum des Airforce Centers.
Für uns war es ein unvergessliches Erlebnis. Wir hatten zwar nicht das beste Wetter, aber genau dadurch konnten wir die einzigartigen Flugeigenschaften dieses Oldies und zugleich alle möglichen Passüberquerungen in einem Flug erleben. Aber noch mehr bleibt das Engagement der vielen freiwilligen Helfer der Ju-Air an Bord und am Boden in Erinnerung. Sie sorgen dafür, dass nach mehr als 60 Jahren die Ju-52 weiter über den Alpen zu sehen ist.
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Erstellt am 27.01.2011