Wir hatten anlässlich unseres Ausfluges zur MAKS 2011 die Gelegenheit, das Wjasma Aviation-Zentrum etwa 200 km vor Moskau zu besuchen.
Auf dieser Airbase ist es möglich, mit Maschinen des 1987 gegründeten und weit bekannten Russ-Team mitzufliegen und auch selbst das
Steuer zu übernehmen.
Auf dem Flugfeld befanden sich neben allerlei zivilen und militärischen Helicoptern und Transportflugzeugen auch eine neu überholte Mig-15,
die demnächst buchbar sein wird, einige Aero L-29 Delfin und die bekannten Aero L-39 Albatros des Russ-Teams.
Neben uns nutzen auch einige besserverdienenden Moskauer (geparkte Rolls Royce, Bentleys zeugten davon) die Möglichkeit, Erfahrungen mit
Jets zu sammeln.
Das Check-In war recht unkompliziert. Nach einem kurzen Gesundheitscheck (Pulsmessung und Frage nach Medikamenten) ging es zu einer
Schleudersitz-Attrappe, an der das Anlegen der Sicherheitsgurte und das schnelle Verlassen des Flugzeuges geübt wurde. Dazu musste man
nach dem Befehl "Jump, Jump, Jump" so schnell wie möglich die Betätigung des Schleudersitzes auslösen und man wurde durch reichlich
Druckluft mit dem Sitz etwa einen Meter aus dem Cockpit gehebelt.
Als nächstes kam die Einweisung in die Bordinstrumente. Ein Mitglied des Russ-Team erklärte recht ausführlich die Funktionsweise der
Instrumente im Cockpit der L-39. Abweichend vom normalen Programm wollten wir teils in Formation fliegen und diese Formationen auch fotografieren.
Deshalb führten wir das Briefing mit dem Leader des Russ-Teams durch. Dabei sollten die vier Maschinen jeweils übereinander in dichter
Formationen fliegen und jeweils die obere Maschine aus der Formationen abkippen, die Formation fotografieren und sich dann sich wieder unten einreihen.
Dadurch sollte sichergestellt werden, dass wir uns gegenseitig in Formation fotografieren konnten. Die Abstimmung über dieses Flugprogramm stiess
auf etwas Widerstand der Piloten, den der Leader in Form einer Befehlsausgabe wegwischte.
Dann ging es mit meinen Piloten zu unserer Maschine. Das Bodenpersonal wollte erst nicht, das ich meine aus ihrer Sicht viel zu große Kamera
mit an Bord nehme, aber auch hier wirkte die "Befehlsausgabe".
Abweichend zur üblichen Prozedur starteten wir gemeinsam jeweils in Dreier- und Zweier-Formation. Schliesslich in der Luft wechselten wir in eine
Diamand-Formation aus vier Maschinen in Russ-Team-Lackierung, während eine Maschine in Militärlackierung als Fotomaschine fungierte und die
Formation im hinteren Bereich umkreiste. Das Briefing am Boden war somit wieder vergessen.
Trotzdem war der Flug recht kurzweilig. Wir zogen mehrere Loopings und Rollen in Formation durch, jagten mit Vmax in etwa 15 Metern Höhe über die
Landebahn. Fotografieren war dabei ganz gut möglich. Nur beim Abfangen der Maschinen aus dem Sturzflug sorgten die 5G Überlast dafür, dass die
Kamera einfach nicht zu bewegen war. Interessant für mich war die Erfahrung, wie wirksam man durch Anspannen der Muskeln im unteren Körperbereich
recht gut den negativen Folgen der Überlast entgegenwirken konnte.
Nach 30 min verabschiedeten sich die ersten beiden Maschinen zur Landung aus der Formation. Die Fotomaschine setzte sich vor uns, um einen Break
unserer beiden Maschinen zu fotografieren. Dann setzte auch diese zu Landung an. Meine und die übrige Maschine wechselten nun in zwei getrennte
Flugbereichszonen. Mein Pilot übergab mir nun die Steuerung der L-39. Überrascht war ich von der direkten und unmittelbaren Wirkung von Quer- aber
auch Höhenruder. Nach einfachen Rollen und Loopings meinerseits (für den Piloten sicherlich viel zu zaghaft) ging dann mein Pilot wie vereinbart
in das Akrobatik-Programm um mich an meine Leistungsgrenze zu führen, die nach 30 Minuten Flug ohne G-Hose und Flugerfahrung ohnehin nicht sehr
hoch lag. Nach einigen Rollen mit maximaler Rollrate hatte ich das Bedürfnis mich mal umzuschauen, wo sich die Tüte befindet. Glücklicherweise
fing sich mein Magen wieder recht schnell und die Tüte blieb leer. Dann folgte eine Kurve mit maximaler G-Rate (über 7 G) und ich trat kurz weg.
Mein Pilot gab kurz nach und ich war sofort wieder da. Interessant, wie schnell das alles vonstatten geht, bzw. der eigene Körper so reagiert.
Mit einem Happy-Gefühl und einem indifferenten Magen ging es dann wieder zurück zur Airbase.
Für mich war es ein gelungener Tag. Mehr konnte man von meinem ersten Jet-Flug nicht erwarten - Flug in Formation mit einem Jet-Team - selbst einmal eine L-39 steuern und - das Austesten der eigenen Leistunggrenze = einfach Spitze.
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Erstellt am 25.09.2011