Bereits unsere beiden letzten Besuche der LIMA hatten uns wegen der exotischen Umgebung und des aus europäischer Sicht seltenen Flugprogramm sehr viel sehr gemacht. Nach dem Corona-Stop wurde es einfach wieder Zeit die Koffer zu packen und nach Asien zu fliegen. Zudem hatte die LIMA’23 wieder einige Highlights wie die Russian Knight aus Russland, die 1. August-Staffel aus China, die Black Eagles aus Südkorea, die Al Fursan aus den Emiraten und das Jupiter Team aus Indonesien auf dem Flugplan.
Vor allen die Teilnahme der Russian Knights gestaltete sich recht spannend. Es gab Unmengen von Gerüchten über Absagen und mögliche Flugrouten. Am Abend vor der Veranstaltung, als eigentlich niemand mehr daran geglaubt hatte, schwebten sie im Sonnenuntergang herein. Dabei überraschten sie mit ihren nagelneuen Su-35. Der Einsatz in der Ukraine hatte hier anscheinend keine Auswirkung bzgl. Neubeschaffungen für das Team. Das Verteidigungsministerium Malaysias aber auch das Publikum waren hoch erfreut über den Besuch der Russen und hoffen auch auf zukünftige Besuche. Es ist schon sehr interessant, die Welt ausserhalb der westeuropäischen Informationsblase frei von russophoben Hass hier direkt zu erleben.
Die LIMA hatte sich seit unserem letzten Besuch schon verändert, was vor allem in den Ausstellungshallen zu sehen war. Während in den letzten Jahren die westliche Welt dominierend war, hatten sie in diesem Jahr meist nur unbesetzte Ministände. Dafür dominierte neben China und Indien vor allem die Türkei mit ihren Rüstungsangeboten vor allem im Bereich Raketen und Marine. Laut dem malaysischen Verteidigungsminister ist dies darauf zurückzuführen, dass Malaysia mit der Türkei auch langfristige B2B-Geschäfte zum gegenseitigen Nutzen und der Entwicklung beider Seiten umsetzen kann. Zudem halten sich die Türken an Verträge, was man wegen der hier nicht nachvollziehbaren Sanktionspolitik von westlichen Anbietern nicht mehr sagen kann. Kurzum: Westeuropa und die USA spielen in diesem Teil Asiens nur noch eine untergeordnete Rolle.
Malaysia ist auch ein BRICS-Kandidat. Es ist BRICS-Philosophie, Felder der Zusammenarbeit auch zwischen Staaten zu finden, die sich in anderen Bereichen nicht wohlgesonnen sind. Dies war bereits in den letzten Jahren zu spüren, wo die LIMA-Organisatoren dafür sorgten, u.a. das Russen und Amerikanern aber auch Inder und Pakistani gerade bei den Kulturveranstaltungen zusammenfanden und keine Nation bevorzugt war oder auf Grund ihrer Kultur oder Politik gecancelt wurde.
Bereits vor der letzten LIMA, die wir leider nicht besuchen konnten, kam eine neue Regierung an die Macht, die weniger westlich und mehr traditionell muslemisch orientiert ist. Damit hat sich auch eine neue Militärführung etabliert. Sie setzt auch neues Veranstaltungs-Management. So wurde die LIMA von Ende März auf Ende Mai verschoben und somit leider von Trockenzeit auf Regenzeit gesetzt. Damit zeigte sich die Sonne recht selten. Unser Aufenthalt war daher von vielen sintflutartigen Regenfällen geprägt und es fielen die Trainings u.a. für die Eröffnungsveranstaltung regelrecht in Wasser.
Auch die Organisation bzgl. Presseeinbindung hatte sich geändert. Es wurde gefühlt mehr Wert auf die einheimische Presse gelegt, was ja auch richtig ist. Einladungen zu Veranstaltungen wurden nun recht kurzfristig via Whatsapp bekannt gegeben. Man musste sich also jeweils sofort anmelden, da das begrenzte Teilnehmer-Kontingent jeweils recht schnell aufgebraucht war. Eine Planung oder Abstimmung mit Kollegen war somit recht schwierig. Dennoch kamen wir sogar in den Genuss einer eindrücklichen Schnellboot-Fahrt mit der Marine.
Die Eröffnungsveranstaltung mit den Highlights der malayischen Luftwaffe hatte ich auf Grund mangelnder Erfahrung mit meiner neuen Kameraausrüstung und der ausgefallen Vorab-Trainings etwas verrissen. Es blieben ein dennoch in paar interessante Bilder von den Schwergewichten wie der drei C-130 Herkules und der Formation von A-400 mit den Pilatus PC-9. Beindruckend war auch die grosse Formation aller Kampflugzeuge wie BEA HAWK, SU-30MKM und F/A-18 auch mit Flare-Einsatz, wobei die F/A-18 und SU-30 noch jeweils ein Solo boten.
Auch die Chinesen hatten ihre Vorzeigestaffel neu ausgerüstet. Die Einsitzer wurden durch die J-10C ersetzt, die an den rundlichen Triebwerkseinläufen zu erkennen sind. Bei den Al Fursan aus den Emiraten mit ihren an die Frecce Tricolori angelehnten Programm gab es keine Veränderungen. Die Black Eagles aus Südkorea wird man sicherlich noch öfters in Malaysia sehen. Die malaysische Luftwaffe hat gerade 18 FA-50 bestellt, die ab 2026 geliefert werden. Zudem fand man recht viele sehr grosse Modelle der KAI KF-21 Boramae (Mehrzweckkampfflugzeug der 5. Generation) am KAI -Pavillon, die viel Interesse bei der malaysischen Luftwaffe fanden. Man darf also gespannt sein.
Auch die Gastgeber geizten nicht mit Showeinlagen. Die Su-30MKM begeisterte das Publikum mit ihrer Wendigkeit und dem Einsatz ihrer Schubvektor-Steuerung. Eine sehr schön sonderlackierte F-18 ging leider vorab kaputt. So musste ein F/A-18 Doppelsitzer einspringen, der sich mit ordentlich Flare-Einsatz zeigte. Neu für uns war Hubschrauber-Demo u.a. mit mehreren Hughes-500 Kampfhubschrauber die recht tief und agile herumkurvten, um den Boden freizuräumen, damit ein VIP evakuiert werden konnte.
Das besondere an der LIMA sind Marine-Übungen im Hafenbereich vor dem Resorts World Langkawi Hotel. Hier demonstrieren jeweils gemeinsam und separat die Marine, der Zoll und die Polizei wie man mit Geiselnehmern umgeht bzw. die Geiseln rettet. Die geschieht unter dem Einsatz von Kampftauchern, mit Schnellboot-Angriffen und Scharfschützen in Helikoptern. Die Einsatzfelder stellten zwei Schiffe der malaysischen Marine und eine stilisierte Piratenbasis, die unter Einsatz vom allerlei Pyrotechnik theatralisch gesprengt wird. Leider musste man in diesem Jahr auf die sehenswerte Feuerlöschung mit den Wasserbombern verzichten. Die Canadair CL-415 hatten leider auf Grund Rost in den Flügeln Flugverbot. Dafür konnte die Feuerwehr zeigen, wie man Schiffbrüchige aus dem Meer fischt.
Im Hafengelände waren in diesem Jahr sehr viele Menschen vor Ort und es waren keine Absperrungen für die Presse vorhanden. Wir suchten daher nach alternativen Fotostandorten und fanden sie auf dem Leuchtturm mit Perspektive von oben, leider nur bei Regen und neu auf einem Bootsanleger rechts gegenüber dem Hotel. Dort war man zwar recht weit vom Geschehen entfernt aber dank der kühlen Meeresbrise waren Fotos ohne Flimmern und vor allem ohne Menschenmassen möglich.
Erwähnen möchte ich noch unsere Schnellboot-Fahrt mit der malaysischen Marine. Durch Zufall in Whatsapp entdeckt und gleich angemeldet, fanden wir uns eine halbe Stunde am Schnellboot ein. Der Blick nach oben deutete auf nichts Gutes. Ein fette Regenwolke kam uns entgegen und so lieferten wir uns ein Rennen mit dieser Wolke. Das Schnellboot gewann zwar aber es war ein Hollenritt. Alle Extremitäten waren damit beschäftigt Fotorucksack, Kameras und sich selbst vor Sturz vom Boot zu sichern.
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Erstellt am 28.05.2024