Es war eine echte Überraschung, als bekannt wurde, daß Nordkorea in Wonsan erstmalig eine Airshow durchführen wollte. Es gab bereits im Vorfeld einige Reiseangebote für Bahn- aber auch Flugzeug-Fans nach Nordkorea. Dabei konnte man auch in einigen für uns historischen Flugzeugen der Air Koryo auch mitfliegen. Aber eine richtige Airshow mit militärischen Anteil hatte niemand erwartet. Via Juche-Travel wurden nun einige Komplett-Pakete angeboten. Es gab mehrere Reiseoptionen von 3 Tagen (nur Airshow) über 5, 7 bis 9 Tagen, an denen jeweils zusätzliche Ausflugspakete buchbar waren. Wir entschieden uns für das 5-Tage-Paket, das neben der Airshow auch Pjöngjang und die demilitarisierte Zone mit einschloß. Startpunkt der Reise war Peking. Mit einer Tu-204 ging es nach Pjöngjang. Hier wurde in eine historische IL-62 umgestiegen, die uns zum Wonsan Kalma International Airport brachte. Nach einer recht langen Eingangskontrolle wurden wir von unseren deutschsprechenden nordkoreanischen Reiseleitern empfangen. Sie brachten uns in unsere Unterkunft, einem internationalen Kinderferienlager an der Küste von Wonsan. Es war bestens ausgestattet und verfügte über alles, was Kinder begeistert, wie Stadion, Wasserrutschen, Computerplätze und einem Design ala Walt Disney. Statt dem gebuchten Doppelzimmer erhielten wir das Schneewitchen-Zimmer mit sieben Betten und einem Schmink-Tisch im feinsten Rosa. Ausser der Farbe gab es aber nichts auszusetzen. Selbst Ferngespräche nach Deutschland waren hier möglich. Nach der pflichtgemäßen Huldigung der Kims, gab es das gemeinsame Abendessen. Hinter dem Gebäudekomplex war ein "Feierbereich" eingerichtet, an dem einheimische alkoholische Getränke verbunden mit Tänzen und Karaoke geboten wurden. Hier nutzen wir die Gelegeheit, um ins Gepräch mit unseren Guides zu kommen, um etwas mehr über dieses Land zu erfahren.
Der erste Airshow-Tag begann am frühen Morgen wieder mit der Huldigung der Kims im Zentrum von Wonsan. Die Airshow war auch für die einheimische Bevölkerung geöffnet, die zu Tausenden auf den Platz strömten. Die einzige Trennung zwischen uns und der Bevölkerung, war die Sprachbarriere. Hinter dem Zuschauerbereich waren zahlreiche Andenken- und Bier-Stände aufgebaut. Schliesslich wurde hier auch das erste Bierfestival Nordkoreas gefeiert. Es gab also viele Möglichkeiten auch den Einwohnern näher zu kommen.
Nach der feierlichen Eröffnung begann die Airshow mit einem Hubschrauber-Display. Der Hughes 500 war in großer Zahl durchs Embargo "gerutscht" und wurde hier perfekt auf höchstem Niveau vorgeführt. Selbst angetäuschte Loopings fehlten nicht. Das Programm war recht ausgewogen. Es lösten sich immer zivile mit militärischen Vorführungen ab. Dazu spielte man über die Lautsprecher nordkoreanische Volksmusik, die die Einheimischen sichtlich begeisterte. Nach der Vorstellung der Iljuschin IL-18 aus den 60igern, kam das erste Highlight und damit das modernste Flugzeug der nordkoreanischen Luftwaffe - die Mikojan Mig-29. Ihr folgte der Vorbeiflug der Tupolew Tu-134. Den Suchoi Su-25 Erdkämpfer hatte ich bis dato noch nie in einem Solodisplay gesehen und schon garnicht mit ausgefahrenen Sturzflugbremsen. Somit war meine Freude groß. Nach dem Vorbeiflug der Tupolew Tu-154 kam wieder der Hughes 500, diesmal als Vierer-Team. Auch hier braucht sich das Team international nicht zu verstecken. Es wurde alles geboten, was Spass macht, wie enge Formationen, Crossings oder Breaks.
Es war Zeit eine Mittagspause einzugelegen und wir konnten das Buffet im Flughafengebäude stürmen. Danach ging es entsprechend dem Sonnenstand auf die andere Seite der Piste. Hier hatten wir wieder die Sonne im Rücken und ohne jegliche Absperrung beste Fotomöglichkeiten. Es folgte ein Zivilblock mit Kleinflugzeugen wie der Alpi/Pioneer 400 und der PAC P-750 XSTOL, der Iljuschin IL-62, dem markanten Vierstrahler, der Antonov An-24, der Mil Mi-17 in der VIP-Version und dem Iljuschin IL-76 Transporter, der von der Air Koryo auch zivil eingesetzt wird.
Den Höhepunkt für mich stellte das Display von drei Suchoi Su-25 und vor allem das Mikojan Mig-21 Doppel-Display dar. Die Migs wurden hier von Pilotinnen geflogen. Für Kurzweil sorgte der Landanflug der ersten Maschine. Normalerweise kommt eine Mig-21 mit hoher Landegeschwindigkeit unter flachem Winkel rein. Der Landeschirm sorgt dann für das Abbremsen der Maschine. Hier allerdings verzichtete man auf den Schirm. Die Maschine kam mit hohem Anstellwinkel rein und drohte mit dem Heck aufzusetzen. Kurz davor drückte die Pilotin die Nase runter und die Maschine sackte auf die Piste. Somit freuten sich unsere Kameras über die imposanten Bilder.
Mit vollen Speicherkarten ging es nun zum Bierfestival. Wir konnten keinen Unterschied zu den uns bekannten Sorten feststellen. Bierbrauen kann man nun auch in Nordkorea. Zum Sonnenuntergang und Ende der Airshow wurden wir direkt zur Open-Air-Tribüne hinter dem Kulturpalast von Wonsan gebracht. Hier bot man uns ein absolut sehenswertes und professionelles Programm der Kangwon Province Art Troupe. Hierbei tanzten Formationen ala Riverdance oder sangen fünf Tenöre. Es gab aber auch Maskentänze nach chinesischem Vorbild und allerlei landestypische Musikinstrumente kamen zum Einsatz.
Der zweite Airshow-Tag begann mit den Fallschirmspringern des Pyongyang Air Club. Nach den Fahnenspringern kamen Formationsspringer zum Einsatz, die neben bunten Rauch auch gebündelte Bambusröhren vor dem Bauch hatten und diese effektvoll ala Flares einsetzten. Die folgenden Formationsspringer hatten nicht nur die Kappe-Kappe-Formation drauf, sondern führten noch an einer langen Leine ein Pyro-Paket mit, das effektvoll ein Schwärmer-Feuerwerk freisetzte.
Normalerweise stehen wir nicht auf Modell-Flugzeug-Vorführungen. Hier war es allerdings anders. Die Modelle wurden extrem nah oder direkt über dem Publikum geflogen und setzten dabei noch effektvoll Pyrotechnik ein. Eine Überraschung waren die Jet-Displays. Wir hatten mit Typen der nordkoreanischen Luftwaffe gerechnet, aber nicht mit einer amerikanischen F-16 der Thunderbirds oder eine J-10 der chinesischen 1.August-Staffel.
Mittlerweile hatte die Luftwaffe ein kleines Static-Display aufgebaut und die Piloten und -innen standen Rede und Antwort bzw. für Selfis bereit. Besonders die Mig-21-Pilotinnen wurden wahrscheinlich auch wegen der speziellen Landung vom Vortag regelrecht überrannt.
Wer wollte konnte nun an den Mitflügen teilnehmen. Ich hatte die Mi-8, die IL-76, die Mi-17 und die Il-18 geordert. Es standen aber auch die An-2, die An-24, die IL-62, die Tu-134, die Tu-154 und die beiden Kleinflugzeuge Alpi/Pioneer 400 und PAC P-750 XSTOL zur Verfügung.
Auch die Mitflüge gestalteten sich sehr erlebnisreich. Unsere Mi-8 war eine Militärversion mit großem Zusatztank im innern der Maschine. Im Innern sollte man nicht fotografieren, dafür waren die Rundfenster einklappbar und man konnte so ganz gut die Landschaft auf dem Rundflug filmen. Beim Mitflug im IL-76 Transporter kam der Zeitplan etwas durcheinander und wir sollten bereits auf dem Taxiway aussteigen. Da der Pilot die Leistung der vier Triebwerke kaum drosselte, wurden einige Passagiere dabei regelrecht "weggeweht". Die nächste Mitfluggelegenheit war die weiße Mi-17, die sicherlich auch die Kims schon geflogen hat. Sie verfügte über eine komplette VIP-Ausstattung mit Steward und Stewardess, mit Klimaanlage, Sofa und Sesseln und einem grünen Teppich mit pinken Blumen. Es lässt sich trefflich diskutieren, ob das, was man am Boden sehen konnte Absicht oder Zufall war. Aber ich genoss den Blick auf zahlreiche Luftkissenlandungsboote, U-Boote und Zerstörer aus unterschiedlichen Zeitepochen bis zum modernen Steath-Katamaran. Nur die nicht herausnehmbaren, trüben Fenster minderten etwas die Freude. Mit der IL-18, einem der letzten Turboprobs aus den 60igern endeten unsere gebuchten Mitflüge. Es bleibt zu erwähnen, dass in Nordkorea alle historischen Maschinen einen deratigen Wartungsstand haben, dass man denkt, sie hätten gerade das Herstellerwerk verlassen.
Nachdem wir nochmals das einheimische Bier testen konnten, ging es zum Kulturpalast im Zentrum von Wonsan. Die Zuschauer der Kulturveranstaltung vom Vorabend traten hier mit feierlichen Kleidern im Rahmen einer eindrücklichen Massentanzveranstaltung auf.
Mit der Tu-154 flogen wir am folgenden Morgen nach Pjöngjang. Hier ging es mit einer englischsprachigen Reiseleitung auf Stadtrundfahrt. Sie begann mit dem Besuch bzw. der Ehrenbekundung der Kims im Mansudae Fountain Park mit den größten Monumenten der Kims in Nordkorea. Hierbei fiel das Los bzgl. "Blumenkind" auf mich. Nächster Punkt war der Juche-Tower, dem Denkmal der Chuch´e-Ideologie Nordkoreas. Vom Turm am Taedong-gang-Fluß hat man einen schönen Blick auf die Stadt insbesondere dem Kim-Il-Sung-Platz auf der Flußseite gegenüber oder das 330 Meter hohe Ryugyeong-Hotel im Raketen-Design - die ewige Baustelle Pjöngjangs.
Nach dem Mittagessen ging es zur Gedenkstätte für den vaterländischen Befreiungskampf. Dieses Museum zeigt vor allem die nordkoreanische Sicht auf den Krieg in den 50ern. Die Ausstattung ist üppig: feinster Mamor, gigantische lebensechte Statuen des Staatsgründers, klimatisierte Nacht- & Winter-Schlachtfeldsimulationen und ein drehbares gigantisches Panorama-Ölgemälde (15*132 Meter), das die Schlachten mit 40km Weite mit Lichteffekten visualisiert. Uns führte eine Offizierin der nordkoreansichen Armee durch das Museum, in dem leider Fotoverbot herrscht. Im Aussenbereich ist das einzige Schiff der amerikanischen Marine unter fremder Hoheit zu besichtigen. Die USS Pueblo (AGER-2) war eine Spionageschiff der NSA und CIA und wurde 1968 von Nordkorea aufgebracht. Direkt neben dem Schiff stehen die damals Beteiligten, jetzt im hohen Alter, noch Rede und Antwort.
Nächster Halt war die Metro Pjöngjangs. Ähnlich der Moskauer Metro sind die Bahnhöfe mit zahlreichen Gemälden und Statuen verziert und sie dienen bestückt mit dreifachen Stahltoren auch als Atom-Bunker. Bei der Fahrt mit der Metro, fiel mir vor allem der Mittelstand in der nordkoreanischen Bevölkerung auf. Gut gekleidet und in ihre Smartphones vertieft, unterscheidet sich dieses Bild nicht von Europa, auch wenn sie kein richtiges Internet als Kommunikationsmedium besitzen. Nachdem wir den Triumpf-Bogen besichtigt hatten wurde uns mitgeteilt, dass das Embargo seitens China bzgl. der Charta-Flüge weiterhin gültig sei und der geplante Rückflug nach Peking nicht möglich ist. Somit hatten wir zwei Optionen, einen Tag länger bleiben oder einen Tag eher fliegen und damit auf den Ausflug in die demilitarisierte Zone zu verzichten. Wir entschieden uns für den Abbruch und besuchten zum Ausgleich die Chinesische Mauer im Norden Pekings. Nachträglich gesehen war dies die richtiges Entscheidung, da in der DMZ starker Regen herrschte.
Resümee: Es war eine richtig schöne Reise, die uns ein eigenes Bild über dieses Land ermöglichte, von dem kaum ideologiefreie Berichte existieren. Wer hätte jemals gedacht, das man sich dort soweit öffnet und eine derartige Veranstaltung organisiert. Für Freunde seltener Flugzeuge ist dieser Trip ein Muss.
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Erstellt am 24.12.2016