Nachdem uns die letzte Airshow in Zhuhai recht gut gefallen hatte, suchten wir auch diesem Jahr den Weg ans Südchinesische Meer und buchten unsere Flüge nach Hong Kong. Beim letzten Mal konnten wir von der Fähre nach Zhuhai berits sehen, wie schnell China dabei ist, eine grosse Brücke zwischen Hong Kong und Zhuhai im Perlflussdelta zu bauen. Die Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke (HZMB) mit einer Länge von 29,6 km inkl. Tunnel ist die längste Überwasser-Brücke der Welt und verbindet sechsspurig die Metropolen Hong Kong, Shenzhen mit Zhuhai und Macao. Im mittleren Teil ist sie unterirdisch als Tunnel ausgeführt, um den Schiffsverkehr nicht zu beeinträchtigen. Es handelt sich nicht nur um eine Brücke, sie bildet auch eine Staatsgrenze zwischen Hong Kong und China ab und ist logistisch mit zwei Gross-Flughäfen inkl. deren verkehrstechnischen Anbindungen vergleichbar. Bis kurz vor der Reise war unklar, ob die Brücke überhaupt schon für Touristen wie uns nutzbar sein wird. Die Brücke war zwar baulich fertig, allerdings war die Logistik noch nicht für den Individualverkehr freigegeben. Ein Thema ist sicherlich auch der Rechtsverkehr in Festland-China und der Linksverkehr in Hong Kong. Fahrschulen, die beides anbieten, gibt es wenige. Für uns existierten somit zwei Transfer-Alternativen und wir wählten den Bustransfer für den Hinweg und den bequemen Weg via VIP-Shuttle für die Rückfahrt. Der Bustransfer wird auf Grund des günstigen Preisen von Massen chinesischer Reisegruppen genutzt und ist auch entsprechend ausgelastet. Lange Wartezeiten waren somit programmiert, trotzdem war garantiert das jeder einen Sitzplatz im Bus bekommt. Kultivierter geht es mit dem Shuttle-Transfer zu. Hier gibt es keine Wartezeiten und man braucht zur Gesundheitskontrolle, Passkontrolle und für die Zollformalitäten das Shuttle nicht einmal verlassen.
Zhuhai und deren Bevölkerung selbst hat sich auch weiterentwickelt. Es ist eine moderne saubere Stadt geworden. Neue Malls mit schicken Restaurants und vielen Freizeitmöglichkeiten wurden gebaut, die auch vom stetig wachsenden Mittelstand gern angenommen werden. Dies geht einher mit einer besseren Entsorgungs- und Benimm-Kultur, wobei Zhuhai HongKong hier schon überholt hat.
Da auf dem Airshow-Gelände stets Gegenlicht herrscht, wollten wir wieder im südlichen Bereich das Programm verfolgen. Am ersten Tag war die Polizei allerdings vor uns vor Ort und sperrte gesamten Bereich. Im Gegensatz zu den Vorjahren half auch alles Zureden nicht. Sie hatten halt den Befehl niemanden über die einzige Zufahrtsstrasse/-brücke zu lassen. Uns bleib also nichts anderes übrig, als ein paar eingeborene Fischer zu bestechen und parallel mit einer Art Boot die Polizeiabsperrung zu umgehen. Die folgenden Tage zogen wir vor, vor der Polizei vor Ort zu sein.
Das Programm hatte sich zu den Vorjahren leicht geändert. Es wurde die inländische Flugzeug-Produktion ausländischen Demonstrationen vorgezogen. China war stolz auf das Erreichte im Bereich Luft- und Raumfahrt und wollte dies auch demonstrieren. Das Highlight der Show waren die Chengdu J-20 "Mighty Dragon" Stealth Fighter, die diesmal wesentlich agiler auftraten und am letzten Tag sogar in in Vierer-Formation und mit geöffneten Waffenschächten auftraten. Die Botschaft war klar. Dies sind keine Prototypen mehr, sondern der neue Standard der chinesischen Luftwaffe. Der für den Export bestimmte Shenyang J-31 "Gyrfalcon" Stealth Jäger war leider nur als 1:1 Mock-up in der Halle zu bewundern. Beeindruckend war die Begeisterungsstürme von fast einer halben Million Menschen, als die Chengdu J-10B "Vigorous Dragon" mit ihrer neuen Schubvektor-Steuerung auftrat und die nur von russischen Maschinen gewohnten Copra-Manöver vorführte. Schliesslich ist diese Steuerung nicht einfach eine einfache Kopie russischer Technik und westliche Muster haben diesen Schritt noch nicht erreicht.
Eine Überraschung für uns war auch das Display der Guizhou FTC-2000G "Mountain Eagle" (einem Mig-21-Derivat), der in diesem Jahr weniger auftrat und sogar eine Art Copra-Manöver versuchte. Es ist davon auszugehen, das dieses Muster sicherlich auch auf Grund seiner niedrigen Kosten und des leichten Umstieges von der Mig-21 in der Entwicklungsländern zum Exportstar werden wird. Dies erhofft man auch vom CAIC Z-10 "Fierce Thunderbolt" Kampfhubschrauber, der zum ersten Mal parallel als Exportvariante mit kleinerer Maschinenkanone und Sandfiltern zur Verfügung stand. Überhaupt hatten wir den Eindruck, dass China auch im internationalen Waffenhandel einen dominantere Rolle spielen möchte. In einer separaten Halle wurde, für eine Luft- und Raumfahrtmesse ungewöhnlich, alles gezeigt, was sich das Militär so wünscht, von Sturmgewehr über grosskalibrige Haubitzen, Panzer bis hin zu Land- und See-gestützten Drohnen.
Ein weiterer Publikumsliebling war die CAC/PAC JF-17 Thunder der pakistanischen Luftwaffe. Vor allem die pakistanischen Piloten konnten sich vor Selfi-Attacken des chinesischen Publikums kaum retten. Auch der Xian Y-20 "Chubby Girl" Transporter wurde wieder fleissig geflogen. Er hatte allerdings noch die alten Triebwerke. Etwas enttäuscht waren wir, dass das Avic AG600 Kunlong/"Kun Dragon" Flugboot nur am Boden stand. Hier hatten wir eigentlich ein Display erwartet. Dafür wurde es in den Hallen mit Multimediashows umfangreich beworben.
In diesem Jahr waren keine ausländischen Display-Teams anwesend. Selbst das befreundete Russland war nur durch Russian Helicopters mit der neuesten Version der Mil Mi-17 und der Asien-Premiere des Ansat in Zhuhai vertreten. Dafür genossen wir die Premiere des Red Falcons-Teams, die mit ihren Hongdu K-8 "Karakorum" ein sehr gutes Programm zeigten. Auch das Team 1. August mit ihren Chengdu J-10 war wieder dabei und konnte uns begeistern.
In den Hallen wurden Mock-ups CRAIC CR929 Mittel- und Langstreckenflugzeuges vorgestellt. Dabei konnte man schon das Cockpit und die Platzverhältnisse der künftigen Passagiere in den einzelnen Klassen begutachten. Dieser Dreamliner-Konkurrent wird von China und Russland gemeinsam entwickelt.
In den Hallen fiel uns auf, das China im Bereich der Raketentechnik stark aufgeholt hat. Es wurde zahlreiche hochauslösende Videos präsentiert, wie potentielle Angreifer in Massen vom Himmel gefegt wurden. Dies war man sonst nur auf russischen Veranstaltungen gewohnt. Anscheinend hat nun China das Level von russischen S-400 Luftabwehrsystemen erreicht. Die etwas resignierte Stimmung auf dem Stand Russland würde dazu in Bild passen. Der Trip nach China hat uns sehr gut gefallen, es ist einfach spannend zu sehen, wie schnell sich die Industrie und Gesellschaft Chinas durch eigene Kreativität und Arbeitsleistung entwickelt.
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Erstellt am 18.05.2019